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Die Ermordung des Gottes Balder - Lieblingssohn von Odin

Balder - Germanischer Gott des Lichts

Natürlich hatten und haben alle Götter bestimmte Funktionen und besondere Aufgaben. Doch Balder, der geliebte Erstgeborene von Odin und Frigg, war der Gott des Guten und des Lichts. Er ließ alles erstrahlen und war immer die tröstende Hoffnung - auch in der bittersten Stunde.

Da seine Gesichte eine wichtige Rolle in der letzten Geschichte der germanischen Götter spielt, will ich Euch von seiner folgenträchtigen und heimtückischen Ermordung erzählen.

Balders Alpträume

Balder hatte immer wiederkehrende Alpträume, in denen er sich sterben sah. Irgendwann vertraute sich Balder seiner Mutter Frigg an und erzählte ihr von seinen Träumen. Frigg handelte sofort und nahm allen Lebewesen, Pflanzen, Steinen, Mineralien und was immer so auf einer Welt vorhanden ist, einen Schwur ab. Keiner sollte je zu irgendeiner Zeit, Balder etwas antun. Alle Lebewesen und Dinge legten diesen Schwur ab, bis auf die Mistel. Entweder hatte Frigg die Mistel bei der Schwurabnahme übersehen, oder – wie es in anderen Überlieferungen heißt – war die Mistel noch zu jung, um überhaupt schwur-berechtigt zu sein.

Für alle Götter ergab sich aus dieser Situation ein neuer Freizeitspaß. Da Balder ja nun unbesiegbar war, verwendeten sie ihn als lebendige Zielscheibe und hatten mächtig Spaß dabei. Kein Messer, kein Stein, keine Krankheit, kein Lebewesen, kein Feuer und was immer auch vorstellbar wäre, konnte Balder etwas anhaben. Alle erfreuten sich an diesem neuen Spiel – nur Loki nicht. Listig fragte er Frigg aus, wie sie diesen Schutz bewerkstelligt hatte und ob sie auch nichts übersehen hatte. Frigg gestand – dem als alte Frau verkleideten Loki – die übersehene Mistel. Erfreut über diese Information pflückte Loki sofort einen Mistelzweig und schnitzte aus ihm einen spitzen Pfeil.

Loki - der Listenreiche und ein kaltblütiger Mord

Mit dem Pfeil in der Hand ging Loki zurück in die Halle der Spiele. Er schlich sich an Höd heran, dem jüngeren Bruder von Balder. Loki fragte Höd, warum er sich denn nicht am Spiel beteiligte. Höd erklärte traurig, dass seine Blindheit ihm die Möglichkeit zum Zielen und Treffen nahm, da er ja gar nicht ausmachen konnte wo Balder stand.
Loki säuselte ihm süß ins Ohr, dass er seine Hand führen könnte und gab Höd den kleinen Mistel-Pfeil. Höd warf ihn, traf Balder und sein heißgeliebter Bruder sank tot zu Boden. Es wurde schlagartig mucksmäuschenstill in der Halle. Alle Götter sahen entsetzt auf den toten Balder und richteten danach anklagend den Blick auf Loki, dessen Spielchen sie sofort durchschauten. Loki grinste nur, denn er war sich bewusst, dass keiner der Götter ihm etwas antun würde. Alle befanden sich auf heiligem Boden und jede Form von Gewalt war hier strengstens untersagt.

Frigg und Odin waren untröstlich über den Tod des geliebten Sohnes. Sie ersannen alle Möglichkeiten, Balder aus Hel – dem Totenreich – wieder zurück zu holen. Hermod, ebenfalls ein Sohn von Frigg und Odin, meldete sich freiwillig, zu Hel, der Herrscherin des Totenreiches zu reiten und um die Freigabe von Balder zu bitten. Hel zeigte sich tatsächlich einverstanden – allerdings unter der Voraussetzung, dass alles, aber auch wirklich alles, um Balder weinen sollte. Wenn nur ein einziges Wesen, keine Trauer zeigte, müsse Balder bei ihr bleiben. Wieder schlossen sich alle Lebewesen, Dinge, Krankheiten, Gerüche, Elemente und auch die kleinsten Moleküle diesem Abkommen an und weinten. Alle, bis auf eine alte Riesin.

Frigg suchte die alte Riesin auf und bat sie um Tränen für ihren Sohn, doch die alte Riesin lachte nur und antwortete Frigg: "Ich werde nicht um Balder weinen. Er fehlt mir nicht und ich brauche ihn nicht. Lass Hel, was ihr gehört!" Erschüttert erkannte Frigg den verkleideten Loki und informierte die anderen Götter. Diese besiegelten untereinander die Vernichtung Lokis und machten Jagd auf ihn.

Lokis Flucht

Loki wurde ganz schnell klar, dass ihm die anderen Götter diesmal nicht verzeihen würden und flüchtete in die Berge. Dort baute er sich ein Haus als Versteck. In jede Seite des Hauses baute er eine Tür, so dass er herannahende Gefahr sofort aus jeder Richtung erkennen würde. Tagsüber verwandelte sich Loki in einen Lachs und versteckte sich in einem nahegelegenen Fluss. Abends kehrte er immer unverwandelt wieder in seine Hütte zurück.

Eines Abends hatte er Langweile und verknüpfte lose Fäden miteinander. So erfand Loki ganz nebenbei das Fischernetz. Plötzlich bemerkte Loki das Herannahen der anderen Götter, warf das Netz ins Feuer und flüchtete – wieder als Lachs – in den Fluss. Die Götter durchsuchten seine Hütte nach Hinweisen und entdeckten das Netz. Die Götter erkannten sofort, dass das Netz dem Fischfang dienen könnte und vermuteten Loki als verwandelte Fisch im Fluss. Sie knüpften schnell ein neues Netz und zogen es durch den Fluss. Zweimal konnte Loki seinen Häschern entkommen, doch beim dritten Versuch verfing er sich doch noch im  Netz und konnte gefasst werden.

Lokis Bestrafung

Die Götter brachten Loki zu einer Höhle und legten diese mit drei großen Steinplatten aus. In alle drei Platten bohrten sie ein Loch. Danach fingen sie Lokis Söhne Vali und Narfi ein und brachten sie ebenfalls in die Höhle. Vali wurde in einen Wolf verwandelt, der umgehend seinen Bruder Narfi in Stücke riss. Die Götter nahmen die Eingeweide von Narfi und banden Loki damit auf den drei Steinplatten fest. Umgehend verwandelten sich die Eingeweide in unzerstörbaren Stahl.

Njörds Ehefrau Skadi befestigte noch eine Giftschlange über Lokis Kopf, deren Gift nun tröpfchenweise auf Lokis Gesicht fiel. Diese Tropfen verursachten Loki ungerheuerliche Schmerzen und bei jedem Tropfen wand er sich vor Schmerz und löste damit heftige Erdbeben aus. Lokis Ehefrau Sigyn hatte Mitleid mit ihm und hielt eine Schale zwischen Lokis Gesicht und der Schlange, um ihn vor diesen Schmerzen zu bewahren. Doch jedes mal wenn sie die Schale ausleeren musste, tropfte wieder Gift in Lokis Gesicht und er schrie und tobte vor Schmerz. Jedes mal erzitterte die Erde in mächtigem Beben.

Die Prophezeiung

Loki wurde dazu verdammt, in dieser Höhle angekettet zu liegen, bis in alle Ewigkeit. Doch laut der Prophezeiung wird es Loki gelingen, seine Fesseln zu lösen und in die letzte Schlacht – den Ragnarök – zu ziehen.

Baldurs Träume und sein Tod spielen eine wichtige Rolle in dieser Prophezeiung, denn sie ist der Auslöser für Ragnarök, das von einer Seherin genauestens beschrieben wird. Im Teil Ragnarök werde ich Euch davon berichten und welch weitreichenden Folgen es nicht nur für die Götter haben wird.