Der Mythologische Zyklus - Teil 2
Über hundert Jahre war Irland wieder eine einsame und verlassene Insel, nachdem Cessair und ihre fünfzig Frauen in der großen Sintflut ums Leben kamen.
Doch laut der Legende ertranken nicht alle. Der Gestaltenwandler und die Kriegerin Banba überlebten wohl und zeugten gemeinsam ein neues Volk. Die Formori.
Von den Formori wurden gar seltsame Geschichten erzählt. Einen Arm und ein Bein sollten sie nur haben und die verschiedensten Tierköpfe. Ein rauhes und barbarisches Volk, das sich in das Seenland von Irland einquartiert hatte. Die Formori wurden auch als "die Seepiraten" von Irland genannt und waren unberechenbar kriegerisch und aggressiv - wohl auch untereinander.
Hundert Jahre lang konnten sie sich entwickeln und zu einem stattlichen Volk heranwachsen und vor allem uneingeschränkt über Irland herrschen. Doch dann kam Partholon und seine Untertanen und wollte Irland für sich erobern.
Partholon und sein Volk wollen Irland erobern
Die zweite Einwanderungswelle wurde von Partholon – einem mächtigen Griechen - angeführt. In seiner Heimat war Partholon in einen Erbfolgekrieg verwickelt und hatte sich verpflichtet, den Großteil seiner eigenen Familie zu töten. Dadurch war er mit einem Fluch belegt: Nichts, was er in Zukunft in Angriff nehmen würde, sollte von Erfolg gekrönt sein. Partholon dachte sich, er könne dem Fluch entkommen, wenn er weit genug in die Ferne ziehen würde. Er entschied sich mit seiner Frau, seinen drei Söhnen und vielen Untertanen nach Irland zu flüchten.
Dreihundert oder dreihundertzwölf Jahre nach der Sintflut am 1. Mai – genau zu Beltane - betrat Partholon mit seinem Volk die Ufer von Kenmare im County Kerry in Irland. Doch so einfach wurde ihnen die Eroberung des Landes nicht gemacht. Aggressiv wurden sie von den Formori empfangen und zunächst vertrieben. Partholon und seine Mannen gaben nicht auf. Sie kämpften gegen die Formori und siegten.
Die Formori sind ein recht eigenartiges Fantasy-Volk. Sie sollen die Größe der Riesen haben und aus unserer Sicht recht missgestaltet sein. Einen Arm und ein Bein haben sie manchmal nur und dazu noch einen Tierkopf, oder besonders häufig einen Hundekopf. Sie können reptilienartig mit einem Schuppenpanzer ausgestattet sein und Hörner in jeglicher Form und Farbe haben. Viele böse und dämonische Riten und Bräuche werden ihnen nachgesagt.
Das Volk des Partholons machte die große Ebene, die sie erobert hatten bewohnbar, indem sie das Land rodeten und Felder anlegten. In dieser Zeit tauchte auch Fintan Mac Bochra wieder auf und bot sich Partholon als Berater an. Fintan war der Ehemann von Cessair, dem die Betreuung und Befruchtung von fünzig Frauen zu anstrengend erschien. Er hatte sich als Lachs verwandelt und war in die irischen Gewässer geflüchtet. Da Fintan als Gestalten- und Seelenwanderer schon einige Jahrhunderte auf Irland verbracht hatte, konnte er natürlich Partholon viele Ratschläge zum Überleben geben - und zwar aus der Sicht eines Mannes, eines Lachses und eines Falkens.
Durch die landwirtschaftlichen Arbeiten entstanden neue Seen und bewohnbare Ebenen. Doch die ursprüngliche Ebene Mag mór wurde zur Ebene der Anderswelt. Die Anderswelt ist für einen normalen Menschen nicht ohne weiteres zu finden. Versteckte Höhleneingänge und verborgene Haine führen zu den Eingängen. Hat man aber den Weg dorthin gefunden, so kann man sich zu den Wohnorten der unterschiedlichsten Fantasywesen, Elfen, Kobolden und alten Göttern begeben.
Die Eroberung war aber leider nicht für die Ewigkeit. Innerhalb von fünfhundert Jahren hatte das Volk von Partholon, Irland zu einer blühenden Insel gemacht und war auf die stolze Zahl von 9000 Bewohnern angewachsen. Innerhalb von einer Woche raffte eine tödliche Seuche das ganze Volk dahin. Dies war anscheinend die Erfüllung des uralten Fluches. Einzig Partholons Bruder, Túan mac Cairill, überlebte die Seuche und wird Zeuge aller weiteren Eroberungen. Ständig wandert seine Seele in einen anderen Tierkörper und mit der Zeit wird er zum ältesten Einwohner von Irland. Es ist allerdings nicht eindeutig geklärt, ob sich hinter Partholons Bruder eigentlich Fintan verbirgt, oder ob es von nun an zwei Seelenwanderer auf Irland gab - oder noch gibt.